Im August 2022 hat der Bauausschuss mit den Stimmen der FDP den Beschluss gefasst, die Lübbecker Grund- und weiterführenden Schulen mit Lüftungsanlagen auszustatten, um die Schülerinnen und Schüler vor Covid-Infektionen zu schützen. Angesichts der derzeitigen entspannten Corona-Lage bezweifelt die Schulleitung des Grundschul-Verbunds Gehlenbeck-Nettelstedt, dass der Einbau von raumlufttechnischen Anlagen (RLTA) weiterhin notwendig ist.
Die FDP-Fraktion wird am einmal gefassten Beschluss festhalten. Friedrich Schrewe erläutert in seinem Redebeitrag im Bauausschuss vom 19.04.23, warum die Lüftungsanlagen auch weiterhin eine sinnvolle Investition für die Lübbecker Schülerinnen und Schüler sind.
Als Vater eines aktuellen und eines zukünftigen Grundschulkindes der Verbundschule Gehlenbeck-Nettelstedt habe ich mich sehr über den Brief der Schulleiterin gewundert, insbesondere die Tatsache, dass der Brief genau zu Beginn der Osterferien und ebenfalls genau zur pünktlichen Fristwahrung für die heutige Sitzung terminiert war, ist schon sehr erstaunlich.
Ich habe dann, erschwert durch die Ferien, versucht, an weitere Informationen zu gelangen, welche Eltern an diesem Wunsch beteiligt waren, wie der Beschluss zustande kam etc. Anscheinend wurde über das Thema nur in der Schulpflegschaft gesprochen, weitere Eltern wurden nicht involviert.
Wir haben uns dann innerhalb der Politik umgehört, auch in den anderen Fraktionen stieß der Brief auf Unverständnis. Ich kann mich noch gut an die Bauabschuss-Sitzung vom August 2021 erinnern, als wir mit den Eltern gemeinsam zum Schluss gekommen sind, dass wir in den Grundschulen und in den geförderten Klassen der weiterführenden Schulen dezentrale RLTA einbauen wollen.
Neben den damals natürlich sehr aktuellen Covid-Infektionsschutz-Argumenten waren der Politik folgende Punkte wichtig:
- Energieeffizienz
- Das Stoß-Lüften der Klassen (zu Covid-Zeiten waren die Fenster ständig geöffnet) sorgt für höhere Energieverbräuche als der Einbau einer RLTA.
- Daher sind neuen Fenster als Argument unserer Meinung nach unlogisch, da die Fenster sicherlich dichter sind, es daher schneller hohe CO2-Werte gibt und somit häufigeres Stoß-Lüften erforderlich wird. Hier schließt sich dann der Kreis.
Verringerung der Krankenstände
Hier meine ich ausdrücklich Kinder und das Lehrpersonal. Hierzu möchte ich Prof. Dr. Carsten Tiemann als Mitglied im Expertenrat der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen/Lippe zitieren:
In Schulen ist eine optimale Frischluftzufuhr in Klassenräumen zur Reduktion des CO2-Wertes und der Partikelzahl in der Raumluft weiterhin von großer Bedeutung. Dieses wird auch in der aktuellen Schulmail des zuständigen Ministeriums (MSB) so benannt. Die vergangenen Monate haben deutlich gemacht, dass der Infektionsschutz, nicht nur (aber auch) auf SARS-CoV-2 bezogen, weiter im Fokus der Verantwortlichen liegen muss. Influenza und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sind nur zwei Beispiele von Infektionserregern, die in der laufenden Saison zusätzlich zu Belastungen geführt haben, insbesondere auch im pädiatrischen Bereich, also bei Kindern und Jugendlichen.
- Weitere Argumente, die ich nicht weiter ausführen möchte, sind:
- Allgemeine Verbesserung des Raumklimas
- Kühlung durch Nachtbetrieb im Sommer
- Dezentrale Anlagen bieten die Möglichkeit, später auch an anderer Stelle verwendet zu werden oder wieder verkauft zu werden.
- Fördermittel liegen vor, die städtischen Mittel sind im Haushalt eingestellt.
Wir befürworten auch zukünftig aus bauphysikalischen Gründen grundsätzlich eine aktive Lüftung in Klassenräumen, dies gilt auch für die Neu- und Umbauten über den GS-Entwicklungsplan.
Die Argumentation der Verwaltung bzgl. des Vorgehens der Stadt Köln halten wir für fragwürdig, da es bei dieser Entscheidung um mobile Geräte geht. Die dort erwähnte Arbeitsgemeinschaften Wissenschaftlich Medizinischen Fakultäten (AWMF) macht hingegen deutlich, ich zitiere:
Es soll regelmäßig und ausreichend gelüftet werden. Der Betrieb einer geeigneten Lüftungs- oder Raumlufttechnischen Anlage ist als gleichwertig anzusehen. CO2-Ampeln können als Indikator für die Luftgüte erwogen werden. Räume, in denen keine Lüftungsmöglichkeiten über Fenster vorhanden sind und auch keine geeignete Lüftungs- oder Raumlufttechnische Anlage zum Einsatz kommt, sollen nicht für den Unterricht genutzt werden.
Daraus folgt, dass im Winter die Lüftung durch offene Fenster stattfinden muss, das kann nicht in unserem Sinne sein.
Uns ist bewusst, dass die Verwaltung und hier insbesondere der Bürgermeister, die RLTA für überflüssig halten. Die FDP-Fraktion sieht den Einbau der Anlagen jedoch als eine Investition in den Bildungsinfrastruktur und somit in die Zukunft unserer Stadt.
Wir werden daher den Beschlussvorschlag ablehnen.
20.04.2023, Friedrich Schrewe