Zum Inhalt springen

Appell an die „Spaziergänger“

In Form eines Leserbriefs hat Ralf Kleine-Tiemann für das Bündnis „Lübbecke zeigt Gesicht“ einen Appell an die sog. „Spaziergänger“ gerichtet.

Liebe „Spaziergänger“,

Wir verstehen, dass ihr von Wissenschaftlern verunsichert seid, die sich nicht immer einig sind. Aber auch Virologen lernen jeden Tag hinzu und müssen manchmal alte Erkenntnisse über Bord werfen oder neu bewerten. Das ist das Wesen von Wissenschaft.

Und natürlich dürft ihr irritiert sein von Corona-Maßnahmen, die manchmal widersprüchlich sind und schwer zu verstehen. Aber die Maßnahmen werden getroffen von Politikern, die jeden Tag aufs Neue den Spagat üben müssen zwischen dem Schutz der Bevölkerung und einem möglichen Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft.

Wir verstehen, dass ihr Angst habt um eure Kinder. Dass sie zu viel Unterricht versäumen und dass sie Schaden nehmen könnten, wenn sie den ganzen Vormittag die Maske tragen sollen. Wir verstehen, dass ihr es leid seid, mit immer neuen Belastungen und Einschränkungen leben zu müssen.

Natürlich sollt ihr frei eure Meinung sagen dürfen. Erzählt von eurer Wut und eurer Angst. Kritisiert die Maßnahmen, die euch unerträglich erscheinen. Schaut denen auf die Finger, die für euch Entscheidungen treffen.

Aber achtet genau darauf, wer da eigentlich mit euch gemeinsam „spazieren“ geht. Lasst euch nicht missbrauchen von denen, die euch nur benutzen wollen. Denen es in Wirklichkeit gar nicht um Impfungen und Corona-Regelungen geht, sondern die nur aufwiegeln, spalten und verunsichern wollen, um ihre politischen Ziele durchzusetzen – vielleicht auch um letztlich das zu realisieren, was sie den Verantwortlichen heute vorwerfen, nämlich die Errichtung einer Diktatur.

Es gab eine Zeit in Deutschland, da haben braune Schlägertrupps dabei geholfen, den Menschen die Demokratie zu stehlen. Vielleicht passiert heute das Gleiche, nur viel subtiler. Bei „Spaziergängen“ jedenfalls, bei denen sich ein wütender Mob vor den Häusern von Politikern versammelt, wirkt bereits ein schleichendes Gift aus Hass und Gewalt.

Die Corona-Krise meistern wir nur gemeinsam in einer Gesellschaft, die sich nicht spalten lässt und in der sachlich und ohne Hass miteinander geredet wird. In Lübbecke haben sich am Samstag beinahe 500 Menschen versammelt, die euch gern die Hand zu einem friedlichen Austausch reichen.

Bleibt alle gesund,

Ralf Kleine-Tiemann
für Bündnis „Lübbecke zeigt Gesicht“